Ein Beitrag von Vanessa Wilson, Malika Eilers und Lena Lemke

Die über 100-jährige Geschichte des Robert-Koch-Parks in Leipzig-Grünau erzählt von wissenschaftlicher Innovation, medizinischem Fortschritt und gesellschaftlichem Wandel. Heute steht die denkmalpflegerische Erhaltung und Neunutzung des Parks für die Menschen in und um Grünau im Mittelpunkt. Was macht diesen Ort so besonders? Seine wechselvolle Geschichte, seine denkmalgeschützten Bauten und seine Bedeutung als Ort der Begegnung und des Engagements, den auch die Leipziger Denkmalstifung und das Denkmalnetz Sachsen kontinuierlich begleiten.

Von Versuchsstation und Landsitz zum Klinikum: Ein Blick in die Geschichte

Angelegt wurde der rund 25 Hektar große Park zwischen 1910 und 1913 auf dem Gelände des ehemaligen Landsitzes der Familie Sack. Die Familie war bekannt für ihre bahnbrechenden landwirtschaftlichen Entwicklungen – das Gelände diente als landwirtschaftliche Versuchsstation und als privater Wohnsitz. Die Anlage war geprägt durch eine vielfältige Gestaltung mit Teichen, Terrassengärten, Pavillons, Gewächshäusern und Sportanlagen. Im baulichen Fokus stand die Sack’sche Villa, jedoch war der Park insgesamt in drei Bereiche gegliedert – das Schloss selbst bildete nicht das Zentrum des Geländes.

Nach der Enteignung 1947 wandelten sich Teile des Areals: Zunächst entstand ein Tuberkuloseheim, später das Bezirkskrankenhaus für Lungenkrankheiten. Mit dem Klinikneubau 1962 erhielt das Gelände den Namen „Robert-Koch-Park“, benannt nach dem berühmten Mediziner und Entdecker des Tuberkulose-Erregers.

Erst 1984 wurde der Park teilweise öffentlich zugänglich. 1985 kamen im Rahmen eines internationalen Bildhauer-Pleinairs sieben Skulpturen hinzu. In den 1990er Jahren folgten erste Sanierungsmaßnahmen.

Trotz verschiedener Nutzungsversuche verloren einige der Gebäude über die Jahre ihre Funktion – mit entsprechenden Folgen für ihren Erhaltungszustand. Im Jahr 2021 übernahm die Stadt Leipzig Teile des Parks und der historischen Bauten aus dem Sondervermögen des Städtischen Klinikums St. Georg in den städtischen Kernhaushalt. Seither arbeiten mehrere Fachämter gemeinsam an einer integrierten Weiterentwicklung des Robert-Koch-Parks mit dem Ziel, Nutzung und Erhaltung langfristig zu sichern.

Aktuelle Nutzung

Heute wird der Park durch zahlreiche soziokulturelle, gemeinnützige und bildungsorientierte Akteur:innen vor Ort aktiv belebt. Dazu zählen u. a. Komm e.V., Haus Steinstraße e. V. (Haus 4), die INAB! (Haus 17), die Arztpraxis im ehemaligen Pförtnerhaus, der VKKJ-Kindernotdienst (Haus 11, ehem. Kegelbahn) sowie die Initiative Stadt in der Stadt, etwa im Rahmen des Grünauer Kultursommers. Diese Akteur:innen gestalten das Leben im Park – und sie sind Teil eines wachsenden Netzwerks von Initiativen, die diesen besonderen Ort bespielen und weiterentwickeln, darunter auch die Leipziger Denkmalstiftung und das Denkmalnetz Sachsen.

Im Parkschloss plant zudem das Zentrum für mathematisch-naturwissenschaftliche Bildung INSPIRATA ein neues Zuhause zu finden – derzeit befindet sich das Zentrum noch im ehemaligen Verwaltungsgebäude der Leipziger Messe am Deutschen Platz.

Im Mai 2025 fand im Rahmen der „Pflanztage“ eine Bürger:inneninformationsveranstaltung zur Entwicklung des Parks statt – organisiert vom Amt für Wohnungsbau und Stadterneuerung (AWS) der Stadt Leipzig. Dabei stellten sich engagierte Initiativen vor, darunter die AG Park Schloss Grünau, die Leipziger Denkmalstiftung, das Denkmalnetz Sachsen und städtische Fachämter, die sich gemeinsam für die Pflege und Zukunft des Parks einsetzen.

Denkmalnetz Sachsen: Fachliche Begleitung und Engagementförderung

Das Denkmalnetz Sachsen begleitet den Entwicklungsprozess im Robert-Koch-Park mit Fachwissen, Netzwerkarbeit und aktiver Teilnahme an Arbeitstreffen mit der Stadt Leipzig. Unser Ziel ist es, den Dialog zwischen Zivilgesellschaft, Verwaltung und Fachwelt zu stärken – durch Führungen, Beratungen und die Vermittlung denkmalfachlicher Expertise. In diesem Zuge sind wir auch an der Belebung des Parkes durch Veranstaltungen beteiligt, wie mit dem Girls Day 2024, dem Tag des offenen Denkmals 2024 und 2025 und das Parkseminar 2025.

Die Zukunft des Parks: Beschluss und Konzept

Am 21. August 2024 beschloss der Stadtrat Leipzig ein umfassendes Konzept zur Weiterentwicklung des Parks. Es umfasst drei zentrale Bausteine:

  • Entwicklungs- und Nutzungskonzept
  • Gartendenkmalpflegerische Zielplanung
  • Denkmalpflegerische Ziele für die Gebäude

Das Konzept wurde federführend vom AWS, gemeinsam mit dem Kulturamt, dem Amt für Stadtgrün und Gewässer, dem Liegenschaftsamt sowie unter aktiver Bürgerbeteiligung erarbeitet. Ziel ist es, die geschichtliche Substanz zu bewahren und gleichzeitig neue Perspektiven für die Nutzung des Parks zu schaffen.

Weitere Informationen finden Sie in der offiziellen Beschlussvorlage der Stadt Leipzig.

Ein Park mit Zukunft – offen für Mitgestaltung

Der Robert-Koch-Park steht exemplarisch für viele Denkmalorte in Sachsen: reich an Geschichte, offen für Zukunftsideen und voller Potenzial für kulturelles und gesellschaftliches Leben. Damit dieser Ort lebendig bleibt, braucht es Menschen, die ihn mitgestalten – mit Ideen, Fachwissen und Engagement.

Wir vom Denkmalnetz Sachsen wirken daran mit – gemeinsam mit unserem Projektträger, der Leipziger Denkmalstiftung, mit lokalen Initiativen, der Stadt Leipzig und vielen engagierten Bürger:innen. Ziel ist es, den Park zu erhalten und ihn zugleich behutsam für die Menschen in und um Grünau zu öffnen.

📍 Besuchen Sie den Robert-Koch-Park, bringen Sie sich ein oder sprechen Sie uns an – denn Denkmalpflege lebt vom Mitmachen.


Fotos: Dave Tarassow