Ein Beitrag von Luise Hahmann und Katharina Rühling


Vor kurzem starteten auf dem Gelände des Museums für Volksarchitektur und bäuerliche Kultur Schwarzbach e.V. die Maßnahmen zur Bekämpfung des Hausbockbefalls im so genannten Poppitz-Haus.

Eine der ersten Beratungen des Denkmalnetzes Sachsen führt uns nach Schwarzbach, einem Ortsteil der Gemeinde Königsfeld im sächsischen Landkreis Mittelsachsen. Seit dem Frühjahr 2022 begleiten wir das Museum für Volksarchitektur und bäuerliche Kultur Schwarzbach e.V. und unterstützen den Verein bei baufachlichen und musealen Fragen sowie den Möglichkeiten im Bereich Finanzierung und Förderung.

Das Zentrum des Museums bilden sechs historische Gebäude aus dem 16. bis 19. Jahrhundert, die aus umliegenden Dörfern und Gemeinden stammen und dank der Translozierung nach Schwarzbach erhalten werden konnten. Zu den Gebäuden des Freilichtmuseums zählen ein Wohnstallhaus aus Doberenz, eine historische Schmiede aus Königsfeld, ein Seitengebäude mit offener Tenne aus Leupahn, ein Stallgebäude aus Königshain, ein Maschinenschuppen aus Zettlitz sowie ein Wohnstallhaus aus Poppitz.

Doch mit der Rettung durch die Translozierung ist es nicht getan: Die Herausforderungen in der Erhaltung und Wiederbelebung der denkmalgeschützten Gebäude sind vielfältig. Eine der aktuell größten Herausforderungen wird durch ein kleines Tier verursacht, das großen Schaden im so genannten Poppitz-Haus anrichtet.

Wer knabbert denn da?


Der Hausbock (Hylotrupes bajulus) ist ein Käfer aus der Familie der Bockkäfer (Cerambycidae) und zählt zu den holzschädigenden Insekten. Die Eiablage der schwarz oder dunkelbraun gefärbten Käfer findet in feinen Trockenrissen und Spalten des Holzes statt. Bevorzugte Nahrungsquelle der Käferlarven stellt trockenes Nadelholz, wie zum Beispiel Fichte dar. Daher befällt der Hausbock insbesondere Holzbauteile von Gebäuden, wie Dachstühle oder Fachwerkelemente. Die Larven fressen dabei tiefe Gänge in das Holz hinein, wodurch strukturelle Schäden der Gebäude durch Abnahme der Tragfähigkeit des Holzes verursacht werden können.

Erkennbar wird ein aktiver Befall des Hausbockes etwa anhand der charakteristischen Larvengänge im Holz und der frischen gelben Bohr- und Ausfluglöcher an Holzoberflächen und Holzseitenflächen. Zudem können die geschlüpften Käfer innerhalb eines Bauwerkes, beispielsweise vor verschlossenen Fenstern auf einen aktiven Befall durch den Hausbock hindeuten. Eine Besonderheit des Holzschädlings bilden die zeitweise hörbaren Nagegeräusche der Käferlarven, die durch die so genannten Mandibeln, die typische Mundwerkzeuge, verursacht werden.

Besteht der Verdacht auf einen aktiven Befall durch den Hausbock ist es ratsam, Expert:innen hinzuziehen, sodass das Ausmaß des Befalls, der Grad der Schädigung von Holzbauteilen eingeschätzt und eine geeignete Methode der Bekämpfung und anschließenden Prävention gewählt werden können.

Im Fall des Museums in Schwarzbach fanden mehrere Vor-Ort-Termine mit diversen Expert:innen statt, um eine Strategie zum Beseitigen des Befalls zu entwickeln.
Ende Mai starteten nun die Maßnahmen: der Hausbock wird mithilfe des Heißluftverfahrens bekämpft. Bei diesem thermischen Verfahren wird heiße Luft (Temperatur ca. 120°C) durch Hochleistungslufterhitzer in das betroffene Gebäude, das zuvor eingepackt wurde, eingeblasen. Im Poppitz-Haus wurde aufgrund des Ausmaßes des Befalls das gesamte Gebäude behandelt. Für eine effiziente Behandlung finden die Maßnahmen in zwei Abschnitten des Wohnstallhauses statt, die gesondert voneinander erhitzt werden. Die Erhitzung der Holzbauteile auf mindestens 55°C über einen Zeitraum von ca. 6-10 Stunden hat eine letale Wirkung für die holzschädigenden Insekten. (Die notwenidge Zeitspanne ist vom Gebäudetyp, dem Ausmaß des Befalls, usw. abhängig.)

Bleiben Sie dran! Wir halten Sie über die Ergebnisse der Schädlingsbekämpfung sowie die im Anschluss geplante Sanierung des Wohnstallhauses aus Poppitz auf dem Laufenden!

Veranstaltungstipp: Seien Sie dabei zur Ideenschmiede in Schwarzbach!

Fotos: DNS, Luise Hahmann & Nora Ruland