Warum ein Labortag der Netzwerke?

Es gibt viele Netzwerke, die in den verschiedensten Bereichen Menschen für gemeinsame Projekte zusammenbringen. Das Denkmalnetz Sachsen ist eines von ihnen. Wir wollen die Bürger:innen, die sich in Vereinen, Initiativen und als Eigentümer:innen für Sachsens Kulturdenkmale engagieren, unterstützen zukunftsfähige Lösungen für ihre Objekte zu finden.
Unsere Überzeugung ist es, dass der Denkmalerhalt eine Querschnittsaufgabe ist, die nur durch die Zusammenarbeit Vieler gelingt. Insbesondere die großen Objekte in den ländlichen Regionen Sachsens benötigen „Alle an einem Tisch“ – Formate. Dafür baut das Denkmalnetz Sachsen ein Netzwerk: Um Wissen und Erfahrungen, Profession und ehrenamtliches Engagement zusammenzubringen. Damit Eigentümer:innen, Kommunen, Denkmalpfleger:innen, Interessierte und Ehrenamtliche, Fachkräfte und Unternehmen zusammenkommen und gemeinsam handeln können.

Bei dieser Arbeit geht es aber nicht nur um Denkmalpflege, sondern auch um Stadt- und Dorfentwicklung, um die Wiederbelebung des ländlichen Raumes, um die Entwicklung tragfähiger (Geschäfts-)Modelle für eine nachhaltige Nutzung, um neue Formen gemeinschaftlichen Wohnens und Arbeitens, um das Anknüpfen und Fortschreiben industrieller und handwerklicher Traditionen und um die Mobilisierung zivilgesellschaftlichen Engagements.
Dafür ist die Expertise Vieler gefragt. Aus diesem Grund fördern wir die netzwerkübergreifende Zusammenarbeit: für Bestandserhalt, nachhaltige Nutzung und regionale Entwicklung. Einen Auftakt dafür bildete der erste Labortag der Netzwerke, zu dem wir gemeinsam mit der Stadtverwaltung Zschopau am 20. April 2023 einluden.


Unsere Ziele

Mit dem ersten Labortag haben wir eine Plattform geboten, auf der sich verschiedene Netzwerke kennenlernen, Erfahrungen austauschen und Kooperationsmöglichkeiten ausloten konnten.

Wir haben danach gefragt, welche Beratungsschwerpunkte und Kenntnisse uns auszeichnen und wie wir diese in Kooperationen gewinnbringend für alle nutzen können, welche Vorteile die Zusammenarbeit bringt, wo die Schnittstellen in der Netzwerkarbeit liegen, welche Verbindungen bereits bestehen, welche wir ausbauen und welche wir neu schaffen wollen.


Die Teilnehmer:innen am Labortag der Netzwerke

Der Labortag richtete sich an alle Netzwerke, die sich in Sachsen und über die Grenzen hinaus der Regional-, Stadt- und Immobilienentwicklung unter Einbeziehung
(industrie-)kultureller und denkmalpflegerischer Aspekte widmen. Auch wollten wir Akteure ansprechen, die durch ihre Beratungs- und Netzwerkarbeit Prozesse der Selbstermächtigung und des bürgerschaftlichen Engagements fördern.

Am Ende wurde es eine Vielzahl an Netzwerken, Vereinen, Verbänden, Museen, Kommunen, Denkmalpflegefachbehörde und Ehrenamtlichen:
Stadtverwaltung Zschopau, Landesamt für Denkmalpflege Sachsen, Welterbe Montanregion Erzgebirge e.V., gribs gemeinnützige Gesellschaft, Schloss Schlettau, Dezentrale, TOPOMOMO-Netzwerk, Netzwerk Stadtforen Mitteldeutschland, Arbeitskreis Spinnmühlen, Spinnmühle Wolkenburg, Esche-Museum, Verein Alte Spinnerei & Tuchfabrik Lengenfeld, Sportmuseum Mittelsachsen, Institut für graue Energie, Vogtlandpioniere, Kreatives Sachsen, Landesverein Sächsischer Heimatschutz e.V., Stadtforum Leipzig, Leipziger Denkmalstiftung


Die Orte des Labortages

Stadt Zschopau
Die Stadt Zschopau, am gleichnamigen Fluss und am Rand des Erzgebirges gelegen, erlangte als Industriestandort, insbesondere für den Motorradbau, auch über die Landesgrenzen hinaus große Bekanntheit. Seit 2021 trägt die Stadt auch offiziell den Namen „Motorradstadt“. Das industriegeschichtlich herausragende Thema findet sich aber nicht nur im musealen Bereich wieder. Auch Veranstaltungen wie der Saisonabtakt für Biker oder Fachvorträge rund um MZ und DKW finden regelmäßig statt und zeigen die ungebrochene Leidenschaft der Bürger:innen in und um Zschopau für die industriekulturellen Traditionen der Stadt.

Schloss Wildeck
Das Schloss Wildeck in Zschopau ist eine der beeindruckendsten Sehenswürdigkeiten der Stadt und ein beliebtes Ausflugsziel. Die Geschichte des Bauwerkes reicht bis in das 12. Jahrhundert zurück. Im 16. Jahrhundert zu einer Festung ausgebaut, spielte das Schloss im Dreißigjährigen Krieg eine wichtige Rolle. Heute präsentiert es die stolzen Traditionen der Stadt und beherbergt eine sehenswerte Motorradausstellung zur umfangreichen Geschichte der Marken DKW und MZ.

Spinnmühle Bodemer
Als Praxisbeispiel und Grundlage für einen Workshop diente das Industriedenkmal Spinnmühle Bodemer. Die ehemalige Baumwollspinnerei Bodemer ist ein beeindruckendes und charakteristisches Zeugnis der frühen Industrialisierung in Sachsen wie der sächsischen Textilindustrie. Die Baumwollspinnerei hatte dabei nicht nur für die wirtschaftliche Entwicklung der Region eine große Bedeutung, sondern auch für die Stadtentwicklung Zschopaus. Neben dem Fabrikkomplex, der als Ort für die Workshops auf dem Labortag der Netzwerke diente, gehört das Bodemerwehr am Fluss Zschopau sowie eine Wohn- und Arbeitersiedlung zum Ensemble. Nach der Stilllegung der Textilproduktion im Jahr 1990 sind Handlungsansätze und Ideen gefragt, um die langfristige Erhaltung und Nutzung des historischen Industriedenkmals voranzubringen.


Gemeinsam Fäden spinnen & netzwerken

Am Morgen begrüßten die Berater:innen des Denkmalnetzes Sachsen und das Moderationsteam der Wandelwerft GmbH die Netzwerker:innen auf Schloss Wildeck und stimmten sie auf einen ereignisreichen Tag ein. Arne Sigmund, Oberbürgermeister der Stadt Zschopau und Gastgeber unseres ersten Labortages, gab Einblick in die Stadtgeschichte, die Bodemer und Rasmussener Unternehmensgeschichte und zeigte die industriellen Traditionslinien der Stadt auf. Bei der Kurzvorstellung stellten die Teilnehmer:innen  ihre Netzwerke, Denkmale und Herzensprojekte vor.

Danach ging es ans Kennenlernen, Austauschen und Netzwerken. Beim Erkundungsgang um und in die Bodemer Spinnmühle und den dort stattfindenden Workshops konnten die Netzwerkvertreter:innen Aufgaben und Arbeitsschwerpunkte sowie Stärken und Kompetenzen der anderen Netzwerke kennenlernen. Gemeinsam widmeten sich die Teilnehmer:innen den Herausforderungen nachhaltiger (Um)Nutzung, wie diesen begegnet werden kann sowie den Chancen und Potentialen, die große Industriebrachen für ihre Umgebung bieten. Im Fokus der Workshops standen vor allem das gemeinsame Entwickeln von Ideen und die Gelingensbedingungen für die Realisierung von Projekten im ländlichen Raum. Daneben ging es in und zwischen den Workshops um die Fragen, welchen Mehrwert Kooperationen für die Netzwerke bringen, wie bestehende Verbindungen ausgebaut werden können und wie die Fachexpertise der jeweiligen Netzwerke für alle von Nutzen sein kann. Am Nachmittag identifizierten die Netzwerker:innen in kleinen Arbeitsgruppen Hindernisse und Hürden für ihre Arbeit, sprachen über Bedürfnisse und Bedingungen und entwickelten gemeinsam Lösungen.


Ergebnisse & Ausblick

Aus dem gemeinsamen „Ideenspinnen“ gingen zahlreiche Ansätze für eine zukünftige Zusammenarbeit in einem „Netzwerk der Netzwerke“ hervor. So wurde eine Vielzahl an Fragestellungen für die weitere Arbeit gesammelt und gemeinsam an Ideen für die Belebung des ländlichen Raumes gearbeitet.

In den ersten Tagen und Wochen nach dem Labortag gingen die Akteur:innen daran, die Fäden aufzunehmen, weiterzuspinnen, Ansätze weiterzuverfolgen und konkrete Projekte gemeinsam anzugehen. Erste Kooperationen zwischen Teilnehmer:innen des Labortages und dem Denkmalnetz haben bereits stattgefunden und werden weiter ausgebaut und intensiviert. Auch bekam eine sächsische Spinnmühle neue Energien für die Weiterentwicklung, gemeinsame und gegenseitige Beratungstätigkeiten folgten.

Wir freuen uns über diesen gelungenen Auftakt, gemeinsame zukünftige Projekte sowie ein wachsendes Netzwerk. Mit Spannung schauen wir auf kommende Labortage und Netzwerkveranstaltungen.

Alle Informationen dazu, wo ihr uns in den nächsten Wochen und Monaten treffen könnt, findet ihr auf unserer Webseite und ab Juli auch in unserem Newsletter.