Traditionen, Brüche, Neuanfänge, Visionen
29. August 2025 | Schloss Wolkenburg, Limbach-Oberfrohna

Wie lassen sich die reichen Zeugnisse der frühen Industrialisierung im Muldental in eine lebendige Zukunft führen? Diese Frage stand im Mittelpunkt unseres Labortags 2025 im Industriedorf Wolkenburg. Gemeinsam mit der Stadt Limbach-Oberfrohna und den Museen der Stadt luden wir am 29. August 2025 dazu ein, über Perspektiven für Schloss, Spinnmühle, Papierfabrik und das alte Bahnhofsgebäude nachzudenken.

Mit Denkmal-Expert:innen, Engagierten, kommunalen Vertreter:innen und Bürger:innen wurde Wolkenburg für einen Tag zum Ideenlabor.


Eröffnung mit klaren Worten

Der Tag begann mit Grußworten von Oberbürgermeister Gerd Härtig (Stadt Limbach-Oberfrohna), Dr. Michael Tobias Wolf (Landesamt für Denkmalpflege Sachsen) und Toralf Zinner (Denkmalnetz Sachsen).

  • Gerd Härtig betonte die Sanierung als „Herkulesaufgabe“ und ermutigte dazu, Traditionen nicht nur zu bewahren, sondern mit Visionen für die Zukunft zu füllen.
  • Dr. Michael Tobias Wolf hob hervor, dass Denkmalpflege immer Zukunftsarbeit sei: „Denkmale suchen Perspektive. Der Labortag ist ein Format, das Verbindungen schafft und Impulse gibt.“
  • Toralf Zinner lud ein, „gemeinsam Neues zu denken und zu entwickeln.“

Impulse aus Wolkenburg – Orte mit Geschichte und Potenzial

Die Impulsvorträge führten uns mitten hinein in die Geschichte und die Möglichkeiten der vier Objekte:

  • Schloss Wolkenburg wurde von Frau Dr. Wiegand-Stempel als „Herzstück des Ortes“ beschrieben – ein Ort der Innovation seit Graf von Einsiedel. Architekt Kay Kaden erinnerte daran, dass 2022 erstmals wieder Eisenkunstguss im Schlosshof stattfand.
  • Zur Papierfabrik wurde deutlich, wie groß die Spannbreite von Verfall und Wiederbelebung ist – von stillgelegten Hallen bis hin zu einer wieder laufenden Turbinenstation.
  • Bürgermeister Robert Volkmann sprach über den Bahnhof Wolkenburg: Trotz großer Herausforderungen arbeiten Ehrenamtliche dort mit Hochachtung verdienendem Einsatz daran, Gebäude und Bahnstrecke zu bewahren – ein Projekt mit viel Potenzial, sowohl für die Anwohner:innen als auch für den Tourismus.
  • Auch die Spinnmühle kam in den Blick: Sie könnte Wohnraum, Schule oder gemeinschaftliche Nutzungsmöglichkeiten bieten.

Inspiration durch Best-Practice-Beispiele

Drei Beispiele aus anderen Regionen zeigten, wie Wandel gelingen kann:

  • Der Mittmachsommer in Mittweida (vorgestellt von Rico Ulbricht & Frederike Bremer) zeigte, wie Treffpunkte und Entwicklungsräume die Innenstadt beleben können.
  • Der Kulturbahnhof Leisnig (vorgestellt von Alireza Rismanchian) inspirierte durch den Mut, mit viel Eigeninitiative und Unterstützung aus dem sozialen Netzwerk heraus ein lebendiges Kulturzentrum aufzubauen.
  • Frank Peuker führte nach Großschönau, wo die Textiltradition neu gedacht wird: mit strategischer Vermarktung, denkmalgerechter Sanierung und der Botschaft „Ohne Geschichte keine Zukunft“.

Rundgang und Workshops – Zukunft vor Ort denken

Am Nachmittag ging es hinaus ins Dorf: In drei Gruppen erkundeten wir Schloss, Spinnmühle, Papierfabrik und Bahnhof – mit einer Draisinenfahrt als besonderes Highlight.

Die Objekte beeindruckten in sehr unterschiedlichem Zustand: mal teilweise bereits wieder in Nutzung, mal von der Natur zurückerobert, mal eine Mahnung an den drohenden Verlust. Vor Ort wurden Impulse gesammelt und erste Ideen entwickelt, die Visionen für die Zukunft darstellen können:

  • Schloss: Jugendherberge, Ort für Eisenkunstguss, Räume für Vereine und Bildung.
  • Papierfabrik: Veranstaltungsort, Kunst- und Filmkulisse, teilweise Sanierung als Chance.
  • Bahnhof: Wiederanschluss an den Nahverkehr, Übernachtungsmöglichkeiten in alten Waggons oder Campern, Werkstätten für historische Eisenbahnwaggons.
  • Spinnmühle: Wohnraum für Familien, neue Schule, gemeinschaftliche Werkstätten.
  • Nutzung der Mulde als Verbindungsstück: Einbindung in touristische Konzepte – Paddeln, Naturerleben, Urlaubsort.

Gemeinsamer Ausklang – Mut zu Neuem

Zum Abschluss wurden die Ergebnisse im Schloss zusammengetragen. Oberbürgermeister Gerd Härtig ermutigte dazu, „keine Idee als zu abwegig abzutun – gemeinsam schaffen wir Neues“.

Sein Bild vom „Wolkenburg als Perle in der Perlenkette der Mulde“ brachte auf den Punkt, dass der Ort in einer wunderbaren Landschaft liegt, die neben den Objekten viel Potenzial bietet, Anlaufstelle für Tourismus und neu Hinzuziehende zu werden.

Die Rückmeldungen der Teilnehmenden waren durchweg positiv – von der guten Organisation bis zur Mischung aus Praxis, Rundgang und Austausch.


Unser Fazit:

Der Labortag 2025 hat gezeigt: Denkmale sind nicht nur eine Herausforderung, sie bieten auch viel Potenzial. Traditionen, Brüche und Visionen gehören hier zusammen. Entscheidend ist, dass sich Menschen, Ideen und Netzwerke zusammenfinden, um besondere Orte zu erhalten und zu gestalten.

Wir danken allen Referent:innen, Teilnehmenden und Unterstützenden für diesen Tag – und freuen uns auf die nächsten Schritte!



Fotos: DNS, Toralf Zinner, DNS, Lena Lemke und Robert Volkmann