Am letzten Februarwochenende trafen wir uns zum 1. Engagiertentag des Denkmalnetz Sachsen mit Ehrenamtlichen und Engagierten, die sich für Denkmale in Stadt und Land einsetzen. Gemeinsam sprachen wir über aktuelle Herausforderungen und darüber was mit Engagement bewegt und erreicht werden kann.

Warum es Formate braucht, die das vielfaltige und vielgestaltige Engagement für den Denkmalerhalt in Sachsen wirkungsvoll vernetzen, machte Barbara Ditze, Projektleiterin im Denkmalnetz Sachsen, in ihrer Begrüßung der Teilnehmer:innen deutlich.
Die Bewahrung des (bau)kulturellen Erbes und die Vermittlung seiner Werte an die kommenden Generationen ist eine beständige Aufgabe, die die Akteure immer wieder vor neue Herausforderungen stellt. Aber ohne das Engagement der Vielen in Sachsen, die sich einzeln oder in Vereinen und Initiativen, beruflich oder privat, um die Kulturdenkmale kümmern, wäre der Denkmalerhalt nicht schaffbar. Dabei fühlen sich die Engagierten in ihrem Alltag oft als Einzelkämpfer. Doch sind sie auch Teil einer großen Gemeinschaft von Denkmalengagierten, die sich mit ihrer Zeit, Kraft und Herzblut für den Erhalt, die Wiederbelebung und oft kreative und gemeinnützige Nutzung dieser historischen Bauwerke einsetzt.

Foto: Marco Dziallas, LfD


Mit unserer Arbeit wollen wir diese Gemeinschaft sichtbarer machen und die Vernetzung ihrer Akteure fördern. Als zivilgesellschaftliche Initiative bauen wir im Denkmalnetz Sachsen auf die vielen Menschen, die sich in lokalen oder regionalen Vereinen, Initiativen und Netzwerken für Sachsens Kulturdenkmale engagieren. Um sie in ihrem Engagement zu unterstützen, wollen wir sie miteinander ins Gespräch bringen. Dafür haben wir Menschen, die sich ehrenamtlich in Vereinen oder Initiativen, als Eigentümer:in, aber auch als Denkmalpfleger:in, Handwerker:in, Restaurator:in, Architekt:in für Denkmale einsetzen, zum Engagiertentag nach Dresden eingeladen.

Foto: Dorothea Eickemeyer, DNS


Im großen Saal des Zentralwerks e.V./eG fanden wir dafür den idealen Rahmen. Über dessen Sanierung und die Entwicklung der ehemaligen Industrieanlage zu einem inspirierenden Wohn-, Arbeits- und Kulturort, berichteten dann auch zwei Vertreterinnen der „Zentralwerk Kultur- und Wohngenossenschaft Dresden eG“.

Mit unserer Veranstaltung wollten wir den Engagierten an diesem Tag einen Raum für den offenen und konstruktiven Austausch auf Augenhöhe geben. Wir wollten erfahren, was die Vereine, Initiativen und Netzwerke für ihre Arbeit brauchen, was ihre Probleme und was ihre Wünsche sind. Und wir wollten nach konkreten Möglichkeiten für zukünftige Zusammenarbeiten fragen und danach, wie ehrenamtliche Expertise besser abgebildet und in unserem Netzwerk eingebunden werden kann.

Bevor Toralf Zinner, ebenfalls Projektleiter im Denkmalnetz Sachsen, in seinem Impuls zeigte, was Ehrenamt bewegen kann, stellte Henriette Stapf von der Bürgerstiftung Dresden die Plattform der Bürgerstiftung Ehrensache jetzt vor, über die gemeinnützige Einrichtungen oder Initiativen ihre Einsatzstelle eintragen und so Mitstreiter finden können.

Im anschließenden Impuls sprach Herr Zinner über 25 Jahre Engagement im und für das Ehrenamt und zeigte am Beispiel des Stadtforums Leipzig, was Ehrenamt bewegen kann.
Das Stadtforum Leipzig war Anfang der 2000er als Reaktion auf die anhaltenden Abrisse vor allem denkmalgeschützter Gründerzeitgebäude in Leipzig gegründet worden. 2005 brachte die Fachkonferenz „Für einen behutsamen Stadtumbau. Alternativen zum Abriss“ eine Abkehr von der Abrissstrategie. Ein Jahr später wurde der Stadtverwaltung eine Liste städtebaulich und denkmalpflegerisch wichtiger Gebäude übergeben – zu diesem Zeitpunkt 2.500 unsanierte Gründerzeitgebäude, von denen 500 denkmalpflegerisch besonders wertvoll waren – auf deren Basis die Stadt noch im selben Jahr ein Gebäudesicherungsprogramm für 71 priorisierte Gebäude auf den Weg brachte. Der schon 2005 initiierte Beirat für Baukultur konstituierte sich 2008 schließlich als „Gestaltungsforum der Stadt Leipzig“. Mit dieser Arbeit konnte beispielsweise das historische Eingangsportals der Messehallen auf der Alten Messe gerettet und das Stadtforum mit dem „Netzwerk der Stadtforen Mitteldeutschland“ weiterentwickelt werden.
Zum Schluss betonte Herr Zinner noch einmal die Möglichkeit durch ehrenamtliches Engagement Beteiligung und Selbstwirksamkeit zu erfahren und durch die Anbindung an aktuelle Themen wie das Bauen im Bestand oder Leerstandsaktivierung in alten Dorf- und Stadtkernen neue Zielgruppen für das Thema Denkmalschutz zu gewinnen.

Nach einer kurzen und interaktiven Kennenlernrunde ging es zur praktischen Arbeit in den verschiedenen Workshops zu Finanzierung finden & Spenden gewinnen, Zeitmanagement & Organisation, Engagierte finden und halten, Denkmal nachhaltig, Digitales Ehrenamt im Denkmalradar und Mehr Erreichen durch kooperative Netzwerke. Dabei wollten wir erfahren vor welchen Herausforderungen die Teilnehmer:innen stehen und gemeinsam mit ihnen über Potentiale, Ideen und mögliche Lösungswege nachdenken. Trotz der verschiedenen Hintergründe der Teilnehmer:innen und unterschiedlicher Zugänge und Perspektiven auf das Thema, stehen doch viele Engagierte, Vereine und Initiativen vor ähnlichen Problemen. Zu den häufigsten, die von den Teilnehmer:innen in den Workshops genannt wurden, gehören der fehlende Überblick über die Vielzahl möglicher Förderungen, aber auch begrenzte zeitliche wie personelle Ressourcen und die Schwierigkeit Ehrenamtliche zu gewinnen und zu binden.

Foto: Katharina Rühling, DNS


Daneben wurden aber auch viele Ideen, Gedanken, Lösungsansätze und Wünsche zusammengetragen: unter anderem vor allem der Wunsch nach mehr Austausch- und Vernetzungsmöglichkeiten. Das haben wir uns auf unsere Agenda gesetzt.
Neben verschiedenen Netzwerkveranstaltungen im Sommer und Herbst, wird es auch einen Thementag zu Finanzierungs- und Fördermöglichkeiten geben und das Veranstaltungsformat Engagiertentag weiterentwickelt und fortsetzt werden.
Und wir arbeiten ständig an der Weiterentwicklung unseres Denkmalradars, mit dem nicht nur Denkmale sichtbar gemacht, sondern auch Themen, Objekte und Akteure verknüpft werden sollen. Ziel ist es, damit eine Plattform für eine aktive Community zu schaffen, in der die Akteure ihr Wissen und Erfahrungen einbringen und Hilfe und Unterstützung finden können.

Fotos: Katharina Rühling, DNS


Nach dem Ende der Veranstaltung konnten sich die Teilnehmer:innen noch von unserem Gastgeber durch das Zentralwerk und seine Geschichte führen lassen. Wir danken dem Zentralwerk e.V./eG für die großartigen Räumlichkeiten und die Unterstützung bei der Vorbereitung sowie dem Bio-Catering paar Radieschen für die tolle Versorgung an dem Tag.
Und natürlich danken wir allen Teilnehmer:innen für diesen anregenden Tag und ihr Engagement für Sachsens Kulturdenkmale.


DENKMALNETZ SACHSEN.
Gemeinsam Sachsens Kulturdenkmale erhalten.