Lingnerschloss Dresden

place
Bautzner Straße 132, 01099 Dresden

Ursprung

Entstehungszeit: Burg

Ursprüngliche Nutzung

Schlösser & Herrenhäuser - Schloss

Informationen

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Gebäudezustand

Guter Zustand

Kategorie

Herausragendes Konzept

Objekt-Nr.

72

Ort

Bautzner Straße 132, 01099 Dresden auf Karte anzeigen

Beschreibung

Schloss im Stile des Berliner Spätklassizismus und herausragendes Beispiel für bürgerschaftliches Engagement im Bereich Denkmalschutz

Baujahr

1853

Nutzung

Derzeitige Nutzung

Kulturelle Veranstaltungen Gastronomie

Ursprüngliche Nutzung

Vom Jagdrevier zum Weinberg Taucht man tiefer in die Geschichte der Dresdner Elbschlösser ein, so ist zu erfahren, dass die steil abfallenden Hänge einst kurfürstliches Jagdrevier waren. Um 1620 wurden sie sogar militärisch zum Einschießen der "Stükken" (Geschütze) genutzt, die am jenseitigen Elbufer im Blasewitzer Tännicht postiert waren. 1660 vermachte Kurfürst Johann Georg II. das Gelände an verdienstvolle Amtsinhaber seiner Umgebung. Es entstanden 8 Weinberge, die durch Erbschaft und Verkauf später mehrfach den Besitzer wechselten. Erst 1886 brachte die Reblaus den Weinbau am Elbhang total zum Erliegen. Obstbäume verdrängten die Weinstöcke über fast 100 Jahre. Ein Schotte wird "Wahlsachse" 1802/03 bereiste der 7. Earl of Findlater Sachsen und Böhmen. Wegen homosexueller Neigungen in seiner Heimat nicht gelitten, beschloss der vermögende Schotte, den die Lage der Weinberge in Dresden-Loschwitz begeisterte, sich in dieser Landschaft niederzulassen. Das Unterfangen gestaltete sich aber zunächst schwierig, da Findlater Ausländer war. Außerdem wollten die Besitzer ihre Weinberge keineswegs veräußern. Mit Hilfe seines deutschen Sekretärs, Johann G. C. Fischer, gelang es Lord Findlater jedoch bis 1805, fünf Weinberge käuflich zu erwerben. An der Stelle des heutigen Schlosses Albrechtsberg entstand das Palais Findlater. Lord Findlater starb bereits 1811 und vererbte Fischer seinen gesamten Loschwitzer Grundbesitz. Die Preußen kommen Nach mehrfachem Besitzerwechsel gelangte Findlaters Weinberg 1850 schließlich in den Besitz der preußischen Adelsfamilie von Hohenzollern. Prinz Albrecht von Preußen, Bruder des späteren deutschen Kaisers Wilhelm I., musste wegen einer nicht standesgemäßen Verbindung in zweiter Ehe mit der Hofdame Rosalie von Rauch (später Gräfin von Hohenau) den preußischen Hof verlassen. Auf Anregung der Freifrau Ernestine von Stockhausen - ihr Gemahl war Kammerherr des Prinzen Albrecht - erfolgte der Ankauf des Findlater'schen Anwesens mit dem Ziel, dort einen angemessenen Wohnsitz in privilegierter Lage zu errichten. Villa Stockhausen/ Lingnerschloss Unter der Stabführung des Berliner Architekten Adolph Lohse entstanden in den Jahren 1850/53 nahezu zeitparallel Schloss Albrechtsberg und Villa Stockhausen - das heutige Lingnerschloss - im Stile des Berliner Spätklassizismus. Vorbilder waren die berühmten Renaissance- Paläste des italienischen Hochadels. Die Gestaltung der Gartenanlagen wurde Eduard Neide anvertraut, dem seinerzeit wohl berühmtesten deutschen Gartenarchitekten. Berliner Bauhandwerker schufen unter Verwendung des traditionellen sächsischen Sandsteins ein Bauwerk, das heute zu den großartigsten Zeugnissen spätklassizistischer Baukunst in der sächsischen Landeshauptstadt gehört. Wechselnde Schlossherren Familie von Stockhausen (1853 - 1891) Nach dem frühen Tod des Freiherrn von Stockhausen unmittelbar nach Vollendung des Bauwerks 1853 bewohnte dessen Familie das Anwesen noch bis zum Jahre 1891. Industrie bringt Wohlstand (1891 - 1916) Nacheigentümer waren ab 1891 der Dresdner Industrielle Bruno Naumann (Fa. Seidel & Naumann) sowie ab 1906 der "Odolkönig" Karl August Lingner, auf dessen Veranlassung 1908 gravierende Umbauten im Stile der Zeit unter Leitung des bekannten Dresdner Architekten Wilhelm Kreis erfolgten. Neben Veränderungen der Raumstruktur wurde insbesondere die östliche Kolonnade erweitert und zum geschlossenen Wintergarten ausgebaut. Der offene Balkon auf der Südseite des Obergeschosses musste ebenfalls einer geschlossenen Glasveranda weichen. Im Festsaal des Erdgeschosses wurden drei Orgelprospekte eingebaut, an deren Klang Lingner seine Freunde hin und wieder per Telefon teilhaben ließ. Von der Schlossterrasse führte eine schienengebundene Kabinenseilbahn für 8 Personen den Weinberg hinab zu Lingners Lieblingsplatz, auf dem später, seinem Wunsche gemäß, ein Mausoleum als letzte Ruhestätte für den Schlossherren gebaut wurde. Eigentum verpflichtet (1916 - 1945) Als Teil eines von hoher sozialer Verantwortung getragenen Vermächtnisses aus dem Jahr 1916, dem Todesjahr Lingners, wurde das Anwesen 1921 Eigentum der Stadt. Es war der Wunsch Karl August Lingners, Haus und Parkanlage nach seiner Lebenszeit den Dresdnern zu öffnen. Leider hat die Geschichte des 20. Jahrhunderts diesem Anliegen nur wenig Raum gelassen. Nach 1921 wurde die Villa, von den Dresdnern inzwischen liebevoll "Lingnerschloss" genannt, von verschiedenen Privatpersonen genutzt (vom Ingenieur bis zum Kakteen- Züchter), diente in den Dreißigern u.a. als Kinderheim und Bildungsstätte, in den Kriegsjahren als Hilfskrankenhaus für Kriegsverletzte. Vom Kriege unzerstört (1945 - 1955) Vom Bombenterror des 2. Weltkrieges unversehrt, wurde das Lingnerschloss zwischen 1945 und 1947 durch die sowjetische Militäradministration genutzt. Es war eine Zeit der Bilderstürmerei, in der Vieles, was im Schlossinneren an preußische Geschichte, Jugendstil und spätklassizistische Baukunst erinnerte, für immer verloren ging. Selbst die Orgelprospekte aus der Lingnerzeit wurden auf Geheiß der Siegermacht aus dem Festsaal entfernt und vor dem Schlosseingang verbrannt. Von 1948 bis 1953 beherbergte das Gebäude ein Studentenwohnheim der Dresdner Kunstakademie. Danach gab es Leerstand ohne Öffentlichkeit bis 1955. Dresdner Klub (1955 - 1993) 1955 kam es auf Anregung des Physikers Manfred von Ardenne zur Gründung des Dresdner Klubs, einem elitären Zirkel Dresdner Intellektueller, der bis 1993 seine Heimstatt im Lingnerschloss finden sollte. Eine umfassende Neuordnung der Raumstrukturen und der Innenarchitektur im Stile der Nachkriegszeit (Architekt: Gerhard Guder) sowie der Einbau einer Großküche im Kellergeschoss veränderten das Schlossgebäude im Inneren unter dem Einfluss der herrschenden Staatsideologie nunmehr bis zur Unkenntlichkeit. Als Begegnungsstätte namhafter Wissenschaftler und Ingenieure, Ärzte und Pädagogen, Künstler und Kulturschaffender erfreute sich das Lingnerschloss trotz alledem, nicht zuletzt wegen seines exzellenten Restaurantbetriebes unter den Klubmitgliedern und deren Gästen großer Beliebtheit. Öffentlichkeit im Sinne des Lingner-Testaments gab es nicht, allenfalls nach der deutschen Wiedervereinigung im Herbst 1990. Förderverein Lingnerschloss e.V. Im Sommer 2002 wurde deshalb auf Initiative des Dresdner Mittelstands-Unternehmens VON ARDENNE Anlagentechnik GmbH, Geschäftsführer Dr. Peter Lenk, der gemeinnützige Förderverein Lingnerschloss e.V. gegründet, der neue gesellschaftliche Kräfte mobilisieren und bündeln will. Vereinsziel ist die Restaurierung und Erhaltung des Lingnerschlosses nach denkmalpflegerischen Gesichtspunkten unter Berücksichtigung zeitgemäßer technischer und Ästhetischer Ansprüche. Gemäß dem Lingner-Testament von 1916 soll das gesamte Anwesen Teil des kulturellen Lebens der Landeshauptstadt sein und den Dresdnern wie ihren Gästen offen stehen. Als Teil der Stadt- und Kulturlandschaft "Dresdner Elbtal", die im Juli 2004 durch UNESCO-Beschluss zum Weltkulturerbe erklärt wurde, ist das Lingnerschloss aber weit mehr als ein markanter Punkt am Rande der Stadt. Lage, Raumordnung und Denkmalwert drängen vielmehr auf eine baldige Rückkehr in das kulturelle Leben der Elbmetropole. Weder Kommune noch Freistaat werden in absehbarer Zeit über die dazu erforderlichen Mittel verfügen. Der Weltruf Dresdens als Kultur- und Kunststadt, die Erfordernisse der Denkmalpflege und der überaus glückliche Umstand, dass das Lingnerschloss zu den wenigen historischen Bauwerken Dresdens gehört, die vom Bombenterror des Krieges verschont blieben, mahnen dagegen immer deutlicher, diese Aufgabe nicht künftigen Generationen zu überlassen.

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